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Enzyklopädie der Holzgewächse Handbuch und Atlas der Dendrologie Aktuelles Grundwerk ANDREAS ROLOFF – HORST WEISGERBER – ULLA M. LANG – BERND STIMM Online-Nachschlagewerk 2 bis 3 Aktualisierungen im Jahr ISBN: 978-3-527-67851-8 Preis auf Anfrage bei: Ina Walzel Tel. +49 (0)6201-606584 iwalzel@wiley.com Ausführliche Informationen zu diesem Online-Nachschlagewerk: http://onlinelibrary.wiley.com/ book/10.1002/9783527678518 Umfassendste Informationen 270 Gattungen sind durch mindestens eine ausführlich beschriebene Art repräsentiert. Zu wichtigen und artenreichen Gattungen enthält das Werk zusätzlich umfassende Gattungsbeschreibungen, wie z.B. für die Gattung „Populus“, die außerdem mit 22 Art- beschreibungen vertreten ist. Tilia cordata 16.03.2006 10:15 Uhr Seite 8 Tilia cordata III-2 8 Enzyklopädie der Holzgewächse – 38. Erg.Lfg. 12/04 Waldbau Bis in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts hinein wurden Linden in der Forstwirtschaft allgemein als nachteilige und nicht zu fördernde Arten beschrieben, die das Wachstum der bevorzugten Hauptbaumarten negativ beeinflussen 56, 73. Heute ist T. cordata in der mitteleuropäischen Forstwirtschaft aufgrund ihrer Schattenverträglichkeit, ihrer Bodenpfleglichkeit und -verbesserung durch leicht zersetzliche Laubstreu 83, 91, 97 eine beliebte dienende Baumart, besonders in von Eichen oder Edellaubbaumarten dominierten Mischbeständen 6, 11, 65, 73. Sie erweist sich dort im Unterstand als wertvoll durch Bestandesstabilisierung, Schaffung günstiger Humusverhältnisse, Verbesserung der Ertragskraft und Wertleistung durch Schaftpflege 47. Sie neigt jedoch dazu, in den Oberstand einzuwachsen 18. Für den Unterbau wird ein Verband von 2 × 1 m bzw. 2 × 2 m vorgeschlagen, um Fegeschäden so gering wie möglich zu halten 53. Als Hauptbaumart wird ein Verband von 1 × 1,5 m bzw. 1,5 × 1,5 m empfohlen 56. In der Jugend muss die Winter-Linde sehr eng erzogen werden, um das Einwachsen in den Bestand zu fördern, da sie im Anfangsstadium zu strauchartiger Verzweigung neigt 97. Die Überlegenheit der Winter-Linde in der Höhenwuchsleistung im Unterbau beträgt gegenüber der Hainbuche über 300 % und gegenüber der Rot-Buche rund 150 % 53. Ferner machen die Untersuchungen von BÖCKMANN 14 deutlich, dass die Art auf „guten“ Standorten aufgrund ihrer hohen Volumen- und Wertleistung sowohl im Reinbestand als auch in Mischung mit anderen Wirtschaftsbaumarten durchaus geeignet ist. Verjüngung, Vermehrung und Anzucht Die Winter-Linde lässt sich erfolgreich natürlich verjüngen 12, 56, 63, 64, 96. Die Früchte weisen zwar einen hohen Hohlkornanteil auf, aufgrund der reichlichen Fruktifikation gilt die Verjüngung dennoch als gesichert. Bei der Produktion von 25 000 Samen (etwa 1 kg) würden selbst bei rund 80 %igem Verlust die verbleibenden 5000 Samen für eine Naturverjüngung ausreichen. Der durchschnittliche Anteil steriler Früchte variiert zwischen den Populationen und kann über 90 % erreichen. Er geht auf äußere klimatische Faktoren sowie zunehmende Sterilität der Eizellen in Abhängigkeit vom Baumalter zurück 26, 63, 96. EISENHUT 26 ermittelte den Hohlkornanteil einer 30-jährigen Winter-Linde mit 37,4 %, einer 180-jährigen mit 63,8 %; eine 250-jährige Winterlinde hatte 97,5 % hohle Früchte. Bei den klimatischen Faktoren spielt in erster Linie die Höhe der Lufttemperatur eine entscheidende Rolle. Als günstig erweisen sich Temperaturen über 20 °C zur Blütezeit und während der Samenreife. Temperaturen darunter wirken sich nachteilig auf Pollenkeimung, Pollenschlauchwachstum und Samenreifung aus und führen zu verhältnismäßig geringem Reproduktionserfolg 38. Abb. 6: Rinde Abb. 7: Stammquerschnitt; Rinde mit Dilatation; sich verzweigende Spur schlafender Knospen (Holzprobe aus dem Ökologisch Botanischen Garten Bayreuth) Tilia cordata III-2 Enzyklopädie der Holzgewächse – 38. Erg.Lfg. 12/04 5 Bestäubungsökologie Die Winter-Linde ist insekten- und windblütig 8, 54, 120. Lindenpollen wird in geringen Mengen an die Umgebung entlassen und nur kleinräumig verbreitet, sodass er über Windbestäubung nur in der Krone des Baumes selbst oder direkte Nachbarn befruchten kann. Dies hätte überwiegend Selbstbefruchtung zur Folge. Weitaus häufiger und effektiver scheint die Insektenbestäubung zu sein. Dafür spricht die entomophile Morphologie der Lindenblüten sowie die große Anzahl und der Artenreichtum der sie besuchenden Insekten 4, 8, 21, 30, nach 38: 22, 69. Die Blüte der Winter-Linde entspricht in ihrer Gestalt einer typischen Scheiben- und Schalenblume insektenbestäubter Angiospermen und zählt zu den Nektarblumen 54. Bezüglich der Attraktivität für Insekten ist sie von allen Blumentypen am wenigsten auf eine Bestäubergruppe spezialisiert (Generalisten). Die Blüten sind einfach gebaut sowie tagsüber und nachts geöffnet. Dadurch gelangen die Insekten zu jeder Zeit an Pollen und Nektar. Die weißliche, vom Blattgrün abweichende Färbung der Blüten und Hochblätter sowie der unverwechselbare, intensive Duft der Lindentracht dienen den meisten tag- und nachtaktiven Insekten zur Orientierung. Die Blüten produzieren den Duftstoff Farnesol (Sesquiterpen) – er kommt unter den Pflanzen nur noch beim Maiglöckchen (Convallaria majalis L.) vor 54 – sowie Geraniol und Zitral, die auch als Pheromone von Bienen produziert werden. Der eigentliche Nektar ist geruchlos. Pollen und Nektar werden von der Linde reichlich produziert 21. Nektarmenge und Zuckerkonzentration schwanken von 24 % morgens bis 71 % abends und beeinflussen die Artenzusammensetzung der besuchenden Insekten. Zu den häufigen Besuchern tagsüber zählen Honigbienen (Apis mellifera L.), Hummeln (Bombus sp.) und Schwebfliegen (Syrphidae). Nachts wird die Bestäubung meist durch Motten (Lepidoptera) vollzogen. Sonstige Fliegen (Diptera) und Wildbienen (Apidae) sind wegen ihrer geringen Abundanz selten anzutreffen 4, 21, 26. Je nach Struktur und Artenzusammensetzung können vereinzelt im Mischbestand stehende Winter-Linden eine lohnende Nahrungsquelle darstellen, sodass häufig Futterflüge über größere Entfernungen vorgenommen werden. Dabei wird der Pollen oftmals über mehrere hundert Meter transportiert, durch ein Übertragen auf andere Insekten noch wesentlich weiter 38. Früchte Insgesamt hat jede Blüte 10 Samenanlagen – in jedem der 5 Fächer sitzen 2 Eizellen -, wobei in den meisten Fällen nur eine Eizelle zur Frucht heranreift, seltener sind es 2, in Ausnahmen 3 Eizellen 26. Die sich entwickelnde Nussfrucht (Nüsschen) ist rundlich, kugelig bis birnenförmig, 5 bis 8 mm lang, kahl, rotbraun, ohne oder mit schwachen Rippen, dünnschalig und daher mit den Fingern zerdrückbar 3, 50, 77, 118. Der Samen mit violetter Samenschale enthält Endosperm. Die Fruchtreife erfolgt im September, hier sind sie noch grün, spätestens bis Mitte Oktober. Abb. 3: Schuppenförmige Nebenblätter am jungen Maitrieb Abb. 4: Blütenstände aus sylleptischer Verzweigung Abb. 5: Früchte und Fruchtstände Tilia cordata 16.03.2006 10:15 Uhr Seite 5


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